Pressemitteilungen
Bielefelder Wissenschaftlerinnen erhalten Lise-Meitner-Stipendium (Nr. 178/2002)
Das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt in diesem Jahr 24 junge Wissenschaftlerinnen bei ihrer Habilitation. Die Frauen erhalten über zwei Jahre Stipendien aus dem nordrhein-westfälischen 'Lise-Meitner-Programm' zur Förderung des weiblichen Nachwuchses in der Wissenschaft. Gleich zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Bielefeld konnten die Auswahlkommission mit ihren Habilitationsvorhaben überzeugen: Dr. Simona Slanicka, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, sowie Dr. Tatjana Pasurek von der Fakultät für Mathematik.
"Figuren der Illegitimität: Adelige Bastarde im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit" lautet das Thema der Habilitationsarbeit von Dr. Simona Slanicka. Anhand verschiedener Adelshäuser will die Wissenschaftlerin die politisch-strukturellen sowie die kultur- und geschlechtergeschichtlichen Funktionen der Illegitimen in diesen höfischen Gesellschaftsformationen untersuchen; denn mehrere europäische Adelshäuser weisen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit eine ungewöhnliche hohe Anzahl von illegitimen Kindern auf, teilweise mehr als 50 Prozent. Offenbar waren männliche illegitime Kinder keineswegs verpönt, sondern erwünscht, weil sie als besonders loyale Interessenvertreter eingesetzt werden konnten. Die Forschung spricht bei diesen besonderen Familienstrukturen von eigentlichen "Bastardokratien".
Simona Slanicka wurde 1967 in Prag geboren und studierte Allgemeine Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit sowie Französische Literatur- und Sprachwissenschaft an der Universität Basel und an der Sorbonne in Paris. Nach der Promotion in Basel und Auslandsstipendien in Paris und am Graduiertenkolleg "Sozialgeschichte von Schichten, Gruppen, Klassen und Eliten" der Universität Bielefeld arbeitet sie seit 2000 als Assistentin in der Abteilung Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld.
Dr. Tatjana Pasurek wurde 1961 in Kiev geboren. Sie studierte Mathematik an der Staatlichen Universität Kiev, promovierte dort und war danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kiever Institut für Mathematik tätig. Von 1994 bis 1996 erhielt sie ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung und arbeitete an der Universität Bielefeld am Forschungszentrum "BiBos". Nach einem Aufenthalt als Gastwissenschaftlerin am Sonderforschungsbereich "Diskrete Strukturen in der Mathematik" an der Universität Bielefeld und einem Forschungsstipendium der Volkswagen-Stiftung ist sie seit 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Mathematik der Universität Bielefeld innerhalb des DFG-Schwerpunkts "Interagierende stochastische Systeme hoher Komplexität". Ihre geplante Habilitation trägt den Titel "Gibbsmaße auf Pfadräumen und euklidischer Zugang zur quantenstatistischen Mechanik". Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung exakter mathematischer Methoden für das Studium von Quantengittersystemen und ihrer Gleichgewichtszustände. Solche Systeme werden in der modernen statistischen Physik vor allem als Modelle für Quantenkristalle betrachtet und sehr intensiv untersucht.
Das 'Lise-Meitner-Programm' wurde in Nordrhein-Westfalen Anfang der neunziger Jahre eingerichtet. Seitdem vergibt eine wissenschaftliche Jury jährlich die begehrten Habilitationsstipendien. Die monatliche Fördersumme liegt zwischen 1800 und 2100 Euro. Voraussetzung für eine Bewerbung sind die Promotion, Forschungstätigkeiten und ein durch hohe wissenschaftliche Qualität gekennzeichnetes Habilitationsprojekt. Das 'Lise-Meitner-Programm' ist ein "wichtiger Baustein erfolgreicher Frauenförderung im Wissenschaftsland Nordrhein-Westfalen", mit dem die Landesregierung die Habilitationsbereitschaft von Frauen steigern will. "Der Aufwärtstrend von Frauen als Professorinnen hält zwar an, ist aber noch lange nicht ausreichend", so Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft. So seien bei den Professuren Frauen mit einem Anteil von rund 11,5 Prozent immer noch deutlich unterrepräsentiert. Durch finanzielle Hilfe bei der Arbeit an der Habilitation, der Eintrittskarte in das Professorinnenamt, solle das Programm besonders qualifizierten Wissenschaftlerinnen den Weg in eine Professur erleichtern. "Auf das Qualifikations- und Kreativitätspotenzial von Frauen in Forschung und Lehre können wir nicht verzichten", erklärte NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft anlässlich der Vergabe der Stipendien. "Bessere Chancen für Frauen in Spitzenpositionen sind ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung, Leistungssteigerung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Hochschulen."
Kurzmeldung
Das NRW-Ministerium für Wissenschaft und Forschung unterstützt im Rahmen des 'Lise-Meitner-Programms' in diesem Jahr 24 junge Wissenschaftlerinnen bei ihrer Habilitation. Gleich zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Bielefeld konnten die Auswahlkommission mit ihren Habilitationsvorhaben überzeugen:
Dr. Simona Slanicka (l.), Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, sowie Dr. Tatjana Pasurek (r.) von der Fakultät für Mathematik.