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Bielefelder Professorin wird Präsidentin der Bunsengesellschaft (Nr. 100/2006)
Vorstand und Mitglieder der traditionsreichen Deutschen Bunsengesellschaft für Physikalische Chemie haben am Himmelfahrtswochenende im Rahmen der jährlichen Bunsentagung erstmalig in ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte eine Frau zur Präsidentin gewählt: Die Bielefelder Chemie-Professorin Katharina Kohse-Höinghaus wird ab 2007 für zwei Jahre die Geschicke der Gesellschaft lenken.
Damit setzt die Bunsengesellschaft auch ein Zeichen, denn in den "harten" Naturwissenschaften und technischen Fächern entspricht die Zahl der Frauen in akademischen Führungspositionen bei weitem noch nicht ihrem Anteil an Studierenden. Immer mehr Mädchen interessieren sich für ein Chemie-, Physik- oder Ingenieurstudium. Allerdings steigt die Zahl der Dozentinnen und Professorinnen in diesen Fächern nur langsam, und entsprechende Gutachtergremien und die Vorsitzenden von Fachverbänden sind immer noch fast reine Männerdomänen.
Umso bemerkenswerter ist damit die jetzige Wahl von Kohse-Höinghaus, mit der die Bunsengesellschaft sie in eine lange "Ahnenreihe" von bekannten Professoren und Industrievertretern stellt. So zählen zu den Repräsentanten des Fachverbandes Größen wie Wilhelm Ostwald, Svante Arrhenius und Jacobus van t'Hoff - deren Namen in keinem Lehrbuch der Physikalischen Chemie fehlen - sowie erfolgreiche Industrievertreter wie Carl Bosch und Alwin Mittasch.
Die Bunsengesellschaft war bereits durch etliche ihrer Gründerväter international aufgestellt - zum Beispiel stammte Ostwald aus Riga, van t'Hoff wurde in Rotterdam, Arrhenius nahe Uppsala geboren. Und auch für Kohse-Höinghaus ist Europa eines der wichtigsten Zukunftsthemen. "Ich möchte mit den Vorständen befreundeter Gesellschaften darauf hinwirken, dass gemeinsame Foren der Naturwissenschaften entstehen und gestärkt werden, die als europäischer Partner den großen, etablierten amerikanischen Gesellschaften gegenüberstehen", betont sie.
Als weiteren Schwerpunkt ihrer Amtszeit sieht sie die Nachwuchsarbeit für die Bunsengesellschaft.
"Eine moderne Fachgesellschaft lebt nicht nur von prominenten Ahnen, sondern von kreativen, vielseitig gebildeten, motivierten jungen Menschen, denen Forschung, Entwicklung und Anwendung im Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaften wichtig sind, und die gerne mit ähnlich interessierten Menschen im In- und Ausland Kontakte knüpfen und pflegen", so die designierte Präsidentin. "Meine wichtigsten Aufgaben sehe ich daher darin, die Attraktivität der Bunsengesellschaft gerade für jüngere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu erhöhen." Dabei wird Kohse-Höinghaus sicher auf den Erfahrungen aufbauen können, die sie vor einigen Jahren bereits als Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Bielefeld oder als Direktorin im International Combustion Institute sammeln konnte.