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Bielefelder Gesundheitsökonom sieht bei der geplanten Gesundheitsreform neben Schatten auch Licht (Nr. 124/2006)
Der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld hält den Kompromiss der Großen Koalition zur Gesundheitsreform für weitgehend unzureichend. Insbesondere kritisierte er die Regelungen zur zukünftigen Finanzierung der Krankenkassen, die aus einem gemeinsamen so genannten Gesundheitsfonds gespeist werden sollen. Dieser Finanzpool erfülle Aufgaben, die bereits jetzt durch andere Institutionen im Gesundheitswesen, wie z.B. dem Risikostrukturausgleich, geleistet werden. "Wir lösen Probleme, die wir gar nicht haben", so Greiner. Die langfristige Finanzierbarkeit eines beitragsfinanzierten Systems sei durch dieses Instrument nicht erreichbar. Die demographischen Risiken und der medizinische Fortschritt seien durch das Konsensmodell in keiner Weise abgedeckt.
Positiv sei dagegen die stärkere Wettbewerbsorientierung des Arzneimittelmarktes und die Neufassung des Honorierungssystems im ambulanten Bereich zu bewerten, so Greiner. Allerdings sei offensichtlich noch immer nicht geplant, die ambulante und stationäre Honorierung aufeinander abzustimmen. Da es politischer Wille sei, die Sektoren im Gesundheitswesen miteinander zu vernetzten, müsse dies bei der nächsten Reform im Jahr 2007 dringend nachgeholt werden. Weiterhin sieht der Bielefelder Professor mit der Weiterförderung neuer Versorgungsformen einen wichtigen Baustein für ein zukünftig effizienteres Gesundheitswesen erfüllt. Die mit den Strukturveränderungen eingeplanten Einsparungen in Höhe von 3,5 Mrd. Euro seien allerdings nicht nachvollziehbar. Viele der Maßnahmen, wie beispielsweise Kosten-Nutzen-Analysen bei neuen Medikamenten, seien zwar sinnvoll, brächten aber nach internationalen Erfahrungen keineswegs hohe Einsparungen, sondern würden lediglich die Qualität des Gesundheitswesens erhöhen helfen.