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„Irritation. Das Verhältnis von Kunst und Politik“
Drei Tage art/science-Festival 2025 in der Wissenswerkstadt
(Nr. 9/2025) Wenn Kunst und Politik aufeinandertreffen, reiben sie sich aneinander und nicht selten entsteht dabei Irritation. Das Spektrum reicht vom kleinen Reiz der Anregung bis zu einem
Debatten auslösenden Störgefühl. Die Universität Bielefeld nähert sich dem Verhältnis von Kunst und Politik beim art/science-Festival 2025 aus unterschiedlichen Richtungen: Ausstellungen, Vorträge, Comedy und Gesprächsrunden laden ein, sich auf die eine oder andere Weise irritieren zu lassen und ins Gespräch zu kommen. Das Festival startet am Donnerstag, 30. Januar 2025, um 17 Uhr mit einer Vernissage in der Wissenswerkstadt.
Mit dem art/science-Festival richtet das Zentrum für Ästhetik in der Regel alle zwei Jahre ein Event auf der Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft aus: Künstler*innen und Wissenschaftler*innen verschiedener Fachrichtungen wenden sich über mehrere Tage einem gemeinsamen Thema zu. Im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals, das in der neu eröffneten Wissenswerkstadt mitten in der Bielefelder Innenstadt stattfindet, steht das Thema „Irritation. Das Verhältnis von Kunst und Politik“. Bisherige Festival-Themen waren beispielsweise „Eleganz“, „Identität“ oder „Paradox“.
Ganz neu bei dieser Ausgabe des Festivals ist das Angebot von Workshops für alle Altersgruppen. Hier können die Teilnehmer*innen selbst irritierend tätig werden oder irritierende Erfahrungen machen. Das Spektrum reicht von Protestplakaten über Collagen und Foto-Collagen bis zu einem Tanzworkshop.
Um 18 Uhr geht es mit der Lesung „Hässlichkeit“ von Moshtari Hilal weiter. Dichte Körperbehaarung, braune Zähne, große Nasen: Moshtari Hilal befragt Ideen von Hässlichkeit. Die studierte Islamwissenschaftlerin ist freischaffende Künstlerin, Kuratorin und Autorin und lebt in Hamburg.
Irritierende Comedy von Ill-Young Kim steht um 20 Uhr auf dem Programm. Mit seinem ersten Soloprogramm „Kim kommt!“ präsentiert der waschechte Kölner seine haarsträubenden Erlebnisse, die er täglich als Deutscher mit asiatischem Aussehen macht. lll-Young Kim ist Schauspieler (unter anderem „Tatort“, „Die Friseuse“, „St. Pauli Nacht“, „Ninja Assasin“), Moderator und seit 2010 auch Stand-Up Comedian.
Am Freitag, 31. Januar werden ab 13 Uhr Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. Zusammen mit der ukrainischen Künstlerin Anna Sarvira können Protestplakate gestaltet werden. Anna Sarvira (Kiew, Ukraine) ist Illustratorin, Kuratorin und Mitgründerin des Pictoric Illustrators Club (2014) und lebt aktuell in Köln. Eine weitere ukrainische Künstlerin spricht um 17 Uhr zum Thema „Why do we need to talk about decolonisation?“. Lia Dostlieva (geboren in Donetsk, Ukraine) ist Künstlerin, Kulturanthropologin und Essayistin. Künstlerisch und wissenschaftlich beschäftigt sie sich unter anderem mit kollektiven Traumata, Anthropozän und Dekolonisierung.
Mit einem weiteren Vortrag von Philipp Ruch endet das Freitagsprogramm: „Phantasie als Waffe – Das Zentrum für Politische Schönheit im Kampf für die Demokratie“. Das Zentrum für Politische Schönheit hat mit seinen Aktionen immer wieder die Grenzen der politischen Kunst neu definiert, zuletzt gegen die AfD. Mit dem Bau eines Holocaust-Mahnmals vor Höckes Haus oder mit dem „Flyerservice Hahn“. Philipp Ruch ist Philosoph und Aktionskünstler. Er ist 1981 in Dresden geboren, Gründer des Zentrums für Politische Schönheit und bezeichnet sich selbst als moralischen Hardliner.
Das Samstagsprogramm startet am 1. Februar um 13 Uhr mit einem Podiumsgespräch zu „Kunst und Politik“. Gemeinsam und mit dem Publikum loten der Politiker Klaus Lederer und der Politiksoziologe Professor Dr. Holger Straßheim (Universität Bielefeld) das spannungsvolle Verhältnis zwischen Kunst und Politik aus: Worin liegt der Wert der Kunst in der Demokratie? Welche Rolle können künstlerische Grenzüberschreitungen und Irritationen spielen? Klaus Lederer (parteilos, bis 2024 Die Linke) war viele Jahre Mitglied der Fraktion Die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus und von Dezember 2016 bis April 2023 Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa in Berlin.
Nach Tanz- und Collage-Workshops, die zwischen 13 und 17 Uhr stattfinden, startet um 17 Uhr ein Podiumsgespräch mit Lady Bitch Ray: Irritation, Provokation, Veränderung. Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray hat mit ihren Texten kontroverse Reaktionen ausgelöst. Von den einen als emanzipatorisch gefeiert, von den anderen als Pornografie und geschmacklos bezeichnet. Ausgehend von ihren provokanten Raps spricht Professor Dr. Johannes Voit von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld mit der Künstlerin über Irritation als künstlerische Strategie. Dr. Reyhan Şahin ist als Wissenschaftlerin, Aktivistin, Buchautorin, Performance-Künstlerin, Rapperin, Modedesignerin, Journalistin, Speakerin und Bildungsreferentin tätig.
Den Abschluss bildet am Samstag um 20 Uhr die Tanz-Theater-Video-Perfomance „Absurdes: Eine Gebrauchsanweisung“. In dem Stück (Originaltitel: „L’absurde: mode d’emploi“) verschmelzen Tanz, Video, Musik und Theater. Alles dreht sich dabei um Irritation und dadurch ausgelöstes Unbehagen.
Umrahmt wird das art/science-Festival 2025 mit weiteren Veranstaltungen wie der Lesung und dem Gespräch mit Irina Scherbakowa am 28. Januar im Oberstufen-Kolleg sowie Workshops in der Wissenswerkstadt. So können Kinder und Jugendliche zum Beispiel im Kreativ-Werk der Wissenswerkstadt kostenlos mit 3D-Stiften eigene Kunstwerke erstellen, digitale Kunst programmieren oder beim Siebdruck Farbexperimente wagen.
Das detaillierte Programm zum Art/Science-Festival 2025.
Kontakt:
Simone Anderhub, Universität Bielefeld
Programmleitung des Zentrums für Ästhetik
Telefon: 0521 106-3067
E-Mail: zentrumfueraesthetik@uni-bielefeld.de
Das Bildmaterial ist hier abrufbar.