Pressemitteilungen
An-Institut für interdisziplinäre Epilepsieforschung gegründet (Nr. 75/2002)
Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages zwischen der Universität Bielefeld und der Gesellschaft für Epilepsieforschung e.V., Bielefeld, ist die Gründung des Instituts für interdisziplinäre Epilepsieforschung an der Universität Bielefeld in der Trägerschaft der Gesellschaft für Epilepsieforschung am 29. Mai vollzogen worden.
Mit der Gründung entsteht eine neue Qualität für eine im Laufe der Jahre zunehmend intensiver, kontinuierlicher und breiter gewordene Forschungskooperation zwischen dem Epilepsiezentrum der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und der Universität Bielefeld, die ihren Ausdruck in einer Reihe gemeinsamer Projekte und Publikationen bis hin zu einer Habilitation gefunden hat. An dieser Zusammenarbeit waren mehrere Fachrichtungen beteiligt, besonders die Psychologie, Gesundheitswissenschaften und die Linguistik. Die Kooperationspartner erwarten, dass die Gründung des Instituts zu einer Konsolidierung und Erweiterung der Kooperation führen wird, wobei es als interdisziplinäres Institut der Fakultät für Gesundheitswissenschaften zugeordnet ist. Mit der Institutsgründung wird auch ein Zeichen für eine Entwicklung gesetzt, bei der die Problematik der Epilepsien - als Modellfall für gravierende chronische Krankheiten allgemein - immer weniger lediglich naturwissenschaftlich-medizinisch im Sinne von optimierter Diagnostik und Therapie sowie naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung gesehen wird. Vielmehr werden zunehmend die psychischen und sozialen Konsequenzen dieser Erkrankungen in den Blick genommen und Modelle der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation entwickelt.
Spezielle Schulungsprogramme sollen Patienten befähigen, viel stärker als bisher ihre Krankheit zu verstehen, Eigenverantwortung für ihr erfolgreiches Management zu übernehmen und das durch die Anfälle beeinträchtigte Bewusstsein der Selbstkontrolle und Selbstbestimmtheit wiederzugewinnen. An dieser Herangehensweise - im Sinne eines modernen "Comprehensive care"-Paradigmas, wie es vom Epilepsiezentrum Bethel vertreten wird - sind heute viele Berufsgruppen beteiligt, die in interdisziplinären Teams für die Patienten tätig sind. Daneben bleibt die Aufgabe der Verbesserung von Diagnostik und Therapie selbstverständlich ungeschmälert aktuell.
Über die praxisbezogene Methodenentwicklung und ihre wissenschaftliche Reflexion hinaus wird sich das Institut an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften einem breiten Fragenspektrum widmen. Dieses schließt neben der Erforschung der Epidemiologie, Prävention und Versorgungsstrukturen, der Dynamik der Anfallsentstehung und langfristiger Krankheitsverläufe auch neurolinguistische und kulturgeschichtliche Aspekte der Epilepsien ein. Für das Epilepsiezentrum entsteht mit der Institutsgründung eine verbesserte Basis für die Weiterentwicklung seiner Forschungstätigkeit. Die Universität gewinnt eine aktive und international renommierte Bielefelder Forschergruppe hinzu.