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Adelsgeschichte als Gesellschaftsgeschichte - Deutschland im europäischen Vergleich im 19. und 20. Jahrhundert (Nr. 34/2002)
Themen - Ergebnisse - Perspektiven
Die Geschichte des Adels ist in Deutschland lange Zeit vernachlässigt worden. Für eine Sozialgeschichte, die sich primär für die Strukturen und Prozesse der kapitalistischen Industriegesellschaft interessierte, standen in den 1960er und 70er Jahren zunächst die (Industrie-)Arbeiterschaft und später dann das Bürgertum im Mittelpunkt der Forschung. Aus dem gleichen Grund widmete man der Gesellschaft in den städtisch-industriellen Zentren stets größere Aufmerksamkeit als der ländlich agrarischen Gesellschaft und dem Leben auf dem Lande, in der der Adel bis weit ins 20. Jahrhundert hinein (erst als Herrschaftsstand, später als lokale, regionale, doch durchaus auch nationale Elite) politisch, ökonomisch und kulturell eine zentrale Rolle spielte. Seit einigen Jahren - im Zuge des gesellschaftlichen Wandels in Deutschland nach 1989/90 - verstärkt sich das Interesse der historischen Forschung am Adel deutlich.
Im Zentrum für interdisziplinÃre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld findet jetzt vom 5. bis 7. März eine von Monika Wienfort (Bielefeld) und Eckart Conze (Tübingen) geleitete Tagung statt, die die neu in Gang gekommene Adelsforschung in einen interdisziplinären Dialog mit am Adel interssierten Vertretern anderer Gesellschaftswissenschaften - Soziologie, Politologie, Ethnologie, Pädagogik, Literaturwissenschaft und Linguistik -bringen soll.
Die Tagung, die am 5. März um 15.00 Uhr im ZiF beginnt, soll die deutsche Adelsforschung auch in einen Dialog mit internationalen Experten bringen. Besonders wollen die Wissenschaftler Länder mit einer ungebrochenen Kontinuität des Adels wie Großbritannien oder die Niederlande nicht nur Deutschland, sondern auch den Staaten Osteuropas gegenüberzustellen, in denen die gesellschaftlichen Umbrüche im 20. Jahrhundert noch viel schärfer ausgeprägt waren als in denen Westeuropas.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: Tagungsbüro des ZiF, Telefon 0521/106-2769; Fax 0521/106-6024.