Pressemitteilungen
Abschluss der Asbest-Untersuchung an der Universität Bielefeld (Nr. 150/2008)
Analysen von über 4.900 Proben zeigen keine flächendeckende Belastung
Die flächendeckende Untersuchung der Brandschutzmittel in der Universität Bielefeld auf Verwendung des gesundheitsgefährdenden Spritzasbests ist abgeschlossen. Seit Beginn der Analysen im April haben die externen Gutachter im gesamten Universitätshauptgebäude 4.918 Proben genommen und untersucht. Davon waren lediglich 41 Proben an gerade einmal 12 Stellen mit Spritzasbest belastet. Auf Grundlage der Ergebnisse kann nun ein Sanierungskonzept erstellt werden. Mit weiteren Nutzungseinschränkungen ist in den kommenden Jahren nicht zu rechnen, es besteht keine Gesundheitsgefährdung. Der Ende Juli nach einem Zwischenfall mit einem havarierten Spezialstaubsauger gesperrte Hörsaal weist eine Asbest-Belastung auf und wird daher bis zum Beginn des Wintersemesters gereinigt.
Die Universität Bielefeld und der Eigentümer des Gebäudes, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen (BLB), hatten Anfang April gemeinsam entschieden, eine flächendeckende Asbest-Beprobung des gesamten Universitätshauptgebäudes durch externe Gutachter vornehmen zu lassen. Grund hierfür waren Asbestfunde in Teilen der Bibliothek (Bauteil S0 und S1) Ende März. Im Rahmen der nachfolgenden Analysen wurde Ende April und Anfang Mai in Büroräumen in den Bauteilen S2, S3 und T3 ebenfalls Spritzasbest sowie Mitte Juli im Isotopenlabor leicht gebundener Asbest in den Deckenplatten gefunden. In allen Fällen ordnete die Universitätsleitung vorsorglich die vorübergehende Sperrung der betroffenen Bereiche an. Zudem veranlasste die Universität jeweils Maßnahmen, um die Folgen der vorübergehenden Nutzungseinschränkung zu minimieren. Die betroffenen Bereiche im S-Zahn und im Isotopenlabor konnten nach umfangreichen Sicherungsmaßnahmen und anschließenden Freimessungen wieder freigegeben werden. Die 3. Etage im T-Zahn folgt im Laufe des Septembers - bis dahin gilt hier noch eine eingeschränkte Nutzung.
Insgesamt haben die externen Gutachter seit dem Beginn der Untersuchungen im April 4.918 Proben genommen, die in Speziallaboren ausgewertet wurden. Bezogen auf diesen gesamten Probenumfang war nur ein Bruchteil, nämlich etwa 0,8 Prozent der Proben mit Spritzasbest belastet. Die Untersuchungen erstreckten sich flächendeckend über sämtliche Bauteile des Universitätshauptgebäudes, also die Büroetagen, Flure, Seminar- und Laborräume. Während der abschließenden Untersuchungen in den vergangenen Wochen fanden die externen Gutachter auch in der zentralen Halle, in der Mensa, der Cafeteria und im Küchenbereich keinen Spritzasbest. Ebenfalls beprobt wurden sämtliche Hörsäle. Hier entdeckten die externen Gutachter in fünf Fällen einzelne Asbestfasern in der Raumluft, die aber jeweils unterhalb des zulässigen Grenzwerts liegen. Wegen der geringen Belastung und der zeitlich begrenzten Nutzung sehen die Gutachter keine Gesundheitsgefährdung und damit auch nicht die Notwendigkeit die Hörsäle zu sperren.
Am 28. Juli kam es bei den Probennahmen in Hörsaal 1 zu einem Zwischenfall. Einem Mitarbeiter des Sanierungs-Teams, das die externen Gutachter unterstützt, war ein Spezialstaubsauger von einer Leiter heruntergefallen und hatte sich durch den Aufprall geöffnet. Weil sich der Zwischenfall außerhalb des aufgebauten Sicherheits-Containments ereignete, konnte eine Kontamination der Raumluft im betroffenen Hörsaal nicht ausgeschlossen werden. Infolgedessen veranlasste die Universitätsleitung sofort vorsorglich die Sperrung des Hörsaals und ordnete der BLB umfangreiche Raumluftmessungen durch die externen Gutachter an. Die Ergebnisse für den betroffenen Hörsaal liegen nun vor: Der höchste gemessene Wert liegt bei 3.700 Fasern pro Kubikmeter Raumluft; der in der Asbestrichtlinie des Landes Nordrhein-Westfalen festgelegte Grenzwert liegt bei 500 Fasern. In einem aufwändigen Verfahren konnten die externen Gutachter nachweisen, dass die Asbestfasern aus dem Spezialstaubsauger stammen. Für den betroffenen Hörsaal ist nun eine Reinigung mit anschließender Freimessung vorgesehen. Diese soll Ende September abgeschlossen sein, damit der Vorlesungsbetrieb zum Semesterstart im Oktober nicht beeinträchtigt wird.
Auf der Basis der jetzt vorliegenden vollständigen Ergebnisse der flächendeckenden Asbest-Untersuchungen wird nun ein Katasterplan für das Hauptgebäude erstellt. "Endlich herrscht Klarheit über den Umfang der Belastung mit Spritzasbest", so der Kanzler der Universität Bielefeld, Hans-Jürgen Simm. "Die Universitätsleitung ist erleichtert, dass nur in einem Bruchteil der Proben der Gefahrstoff festgestellt wurde und die Belastung damit viel geringer ist als anfangs befürchtet. Insbesondere sind wir beruhigt, dass uns die externen Gutachter bestätigt haben, dass im Rahmen der regulären Nutzung keine Gesundheitsgefährdung für Mitarbeiter und Studierende besteht." Für bestimmte Berufsgruppen - beispielsweise Handwerker - gelten schon seit vielen Jahren Betriebsanweisungen, die nun aufgrund der Ergebnisse angepasst wurden.
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb hat bereits mit den Vorbereitungen begonnen, gemeinsam mit der Universität ein Sanierungskonzept auf Basis der Untersuchungsergebnisse zu entwickeln. Die Zeit drängt, weil spätestens im Frühjahr 2011 laut nordrhein-westfälischer Asbestrichtlinie mit der Sanierung der ersten Gebäudeteile begonnen werden muss. "Wichtig ist jetzt, das Gebäude möglichst schnell von der Belastung zu befreien. Aber auch wegen der Brandschutzbestimmungen in NRW muss das Universitätsgebäude saniert werden ? das ist unabhängig von den Spritzasbestfunden. Entsprechend laufen die ersten Planungen bereits seit mehreren Monaten", so Reinhold Peter, stellvertretender Niederlassungsleiter in Bielefeld. "Wir werden die Planungen nun unterstützt durch externe Büros intensivieren und hoffen, Anfang 2009 einen konkreten Plan vorliegen zu haben."
"Mit dem Abschluss der Untersuchungen haben wir nun ein großes Stück Planungssicherheit erlangt, was für die Zukunftsentwicklung der Universität von herausragender Bedeutung ist", ergänzt Kanzler Simm. "Für die hervorragende Zusammenarbeit mit dem BLB als Eigentümer des Gebäudes sowie mit den externen Gutachtern bedanke ich mich." Aber auch innerhalb der Universität nahmen die 4.918 Messungen über einen Zeitraum von mehr als vier Monaten Ressourcen in Anspruch: "Selbstverständlich gilt mein Dank auch dem großen Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen hier im Hause, insbesondere den Mitarbeitern des Dezernats Facility Management", so Simm weiter. "Vielen Dank auch an unsere Studierenden und sämtliche Beschäftigte für das entgegengebrachte Vertrauen und Verständnis."