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Das waren die Kultursprenkel im Sommer 2025
Kultursprenkel
Einigen sind sie sicherlich begegnet, unsere optischen, akustischen oder kulinarischen Überraschungen, die wir heimlich im Sommersemester 2025 versteckt und vorab nur mit einem kryptischen grünen Plakat und wenig aufschlussreichen Slogans angekündigt hatten. Zum Abschluss des Semesters lösen wir auf, wem Ihr begegnet seid bzw. was Ihr verpasst habt.
30. April: Kleiner Gruß aus der Küche
Warum küssen sich Menschen? Einer weit verbreiteten Annahme zufolge entstand der Kuss aus der Mund-zu-Mund-Fütterung, wie sie bei Menschenaffen und in einigen menschlichen Kulturen noch heute zu beobachten ist. Eltern kauen Nahrung vor und geben sie direkt mit dem Mund an ihre Kinder weiter. Diese überlebenswichtige Praxis stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind.
Der Künstler und Fotograf Fabian Thüroff (Bielefeld/Leipzig) arbeitet an der Schnittstelle von Kunst und Kulinarik und entwickelt gerne performative und partizipative Arbeiten. Für Der Kuss richtete er vor dem X-Gebäude selbstgekochte Speisen auf Gebissabdrücken aus Silikon an. Wer wollte, durfte gerne probieren – dem Thema entsprechend aber natürlich ohne Besteck.
28. Mai: Klein, aber oho!
Jochen, der Elefant war vor sechs Jahren schonmal an der Uni Bielefeld. Den frisch sanierten Bauteil "AB" kannte er aber noch nicht. Neugierig fragte er sich bei hilfsbereiten Studierenden durch und ließ sich den neuen Haupteingang, das Sowls und den BITS Space zeigen. Sogar einen kurzen Abstecher ins Audimax hat er unternommen. Dort laufe gerade die Vorlesung "Polizei und Ordnungsrecht", hatte man ihm erklärt. Allzu lange wollte er sich dort aber nicht aufhalten, weil den angehenden Polizeirechtlern sonst vielleicht aufgefallen wäre, dass sein Dreirad keine Klingel hat.
Hinter dem preisgekrönten sprechenden Elefanten steckt der darstellende Künstler und Diplom-Puppenspieler Matthias Trautmann aus Weimar.
4. Juni: Himmlisch gut!
Die Harfe gilt als eines der ältesten Musikinstrumente überhaupt; Darstellungen aus Mesopotamien und Ägypten datieren auf etwa 3000 v. Chr. Die charakteristischen gebrochenen Akkorde (Arpeggien) sind nach ihr benannt. Harfenmusik wird oft als intim, magisch, beruhigend oder meditativ beschrieben. Als in der Unihalle "La valse d'Amélie" oder "Alla Turca Jazz" in weichen, fließenden Klängen zu erleben waren, blieben tatsächlich nicht wenige stehen, schlossen die Augen und vergaßen für einen Moment, woher sie kamen und wohin sie wollten.
Die Harfenistin Lydie Römisch begann ihre Karriere als Soloharfenistin bei den Bielefelder Philharmonikern und erwarb zwei Diplome an der HfM Detmold.
25. Juni: Fern-Ostwestfälisch
Diese beiden Instrumente haben einige wahrscheinlich zum ersten Mal live gesehen und gehört, obwohl sie schon seit Jahrhunderten die chinesische Musik prägen: die Guzheng stammt aus der Zeit der Streitenden Reiche (um 500 v. Chr.) und besteht in der Regel aus 21-25 Saiten, die auf einem etwa 170cm langen gewölbten Resonanzkörper aus Holz gespannt sind. In China ist eine pentatonische Stimmung für sie typisch. Da die Saiten aber auf verschiebbaren Stegen liegen, kann mit der Guzheng jede beliebige Stimmung realisiert werden. Sie Sanxian ist eine seit der Yuan-Dynastie (13. Jh.) bekannte dreisaitige, bundlose Langhalslaute (ca. 120cm), die weitere asiatische Lauteninstruemte wie etwa die japanische Shamisen beeinflusst hat. Sie erzeugt einen trockenen, kräftigen Ton, der dem eines Banjos ähnelt.
Xu Fengxia studierte chinesische Saiteninstrumente am Konservatorium der Musikhochschule in Shanghai und gilt als Pionierin in der Verbindung traditioneller chinesischer Musik mit Jazz und freier Improvisation. Für ihre Vielseitigkeit und Virtuosität ist sie international bekannt. in den 1980er Jahren trat sie zusammen mit Chinas erster Frauen-Rockband auf, wo sie neben ihrer "klassichen" Tätigkeit auch E-Bass spielte. Sie lebt in Paderborn.
16. Juli: Vielleicht etwas abgehoben…
…ist er tatsächlich, der Feuervogel, der zum Abschluss unserer Kultursprenkel-Reihe in der Unihalle von Saxophonklängen beschworen wurde. In leuchtendem Rot und Orange schwebte er durch den Raum, elegant und spielerisch zugleich. Mal balancierte er auf einem Bein, mal sprang er in die Höhe. Die feinen Improvisationen auf dem Sopransaxophon spielten dabei wunderbar mit dem Raumklang der Halle und verliehen der Szenerie etwas Magisches.
Hinter dem Duo, das seit über 20 Jahren gemeinsam auftritt, verbergen sich der Stelzentanz-Künstler Olaf Leonhard und der Jazz-Saxophonist Thomas Schweitzer. Thomas ist gleichzeitig auch der Erfinder der "Kultursprenkel" und hat jeden Auftritt im weißen Malerkittel begleitet.