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Gesundheit Aktuell

DFG fördert Forschungsgruppe in Public Health

Veröffentlicht am 8. Juli 2019, 07:46 Uhr

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert mit rund drei Millionen Euro eine Forschungsgruppe an der Fakultät, die gesundheitliche Ungleichheiten am Beispiel der Gesundheit Geflüchteter untersucht. Ihre Erkenntnisse sollen helfen, das Gesundheitssystem auch für andere benachteiligte Gruppen zu verbessern (weitere Details siehe unten). Sprecher der Gruppe ist Prof. Oliver Razum, sein Vertreter Prof. Kayvan Bozorgmehr.

Beteiligt sind auch PD Dr. Odile Sauzet von unserer Fakultät, Prof. Andreas Zick vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung und Prof. Frank Neuner von der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft. Externe Projektpartner sind das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, die Alice Salomon Hochschule Berlin, die Charité Universitätsmedizin Berlin, das Universitätsklinikum Heidelberg, die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Technische Universität Dresden.

Hintergrundinformationen:

Fluchtmigration nach Deutschland: ein „Vergrößerungsglas“ für umfassendere Herausforderungen in Public Health (PH-LENS)

Fluchtmigration und die sich daraus ergebenden Herausforderungen der „Flüchtlingsgesundheit“ werden momentan als Ausnahmeerscheinung, als Singularität gesehen. Wir postulieren, dass dies sozial wie wissenschaftlich eine Engführung darstellt: Erstens kann eine solche Singularitätsperspektive negative Auswirkung auf die Gesundheit Geflüchteter haben, indem sie durch Prozesse des ‚Othering‘ („Veranderung“) u.a. zu Exkludierung und Separierung und damit zu einer weiteren Marginalisierung der Geflüchteten beiträgt. Zweitens folgt aus einer solchen Engführung eine verpasste Gelegenheit, die Gesundheit der Gesamtbevölkerung zu verbessern, denn das sich bietende, inhärente analytische Potenzial, umfassendere Defizite zu bearbeiten, wird nicht genutzt. Angesichts der gesellschaftlichen Heterogenität in Deutschland können die Herausforderungen der „Flüchtlingsgesundheit“ als eine Steigerung und Akkumulierung von Faktoren angesehen werden, die auch die Gesundheit anderer Untergruppen und letztlich – wenn auch in unterschiedlichem Maße – aller Menschen in Deutschland betreffen.

In der Forschungsgruppe PH-LENS untersuchen wir zwei solcher Faktoren sowie deren Interaktionen aus einer betont interdisziplinären Perspektive: zum einen kontextuelle (kleinräumige) Einflüsse auf Gesundheit; zum anderen spezifische Herausforderungen an das Gesundheitssystem (die wir mithilfe des Konzepts der Resilienz des Gesundheitssystems untersuchen). ‚Othering‘ als Analyseperspektive dient uns als theoretische Klammer zwischen beiden Faktoren. Wir werden gesundheitliche Ungleichheiten identifizieren, die mit diesen beiden Faktoren zusammenhängen; die zugrunde liegenden Mechanismen wie soziale Schließungsprozesse analysieren; und Konzepte sowie Strategien zur Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheiten vorschlagen. Indem wir die Singularitätsperspektive ablehnen, werden unsere – inhaltlichen wie methodischen – Ergebnisse auch breiter für Public-Health-Herausforderungen in der zunehmend heterogenen Bevölkerung Deutschlands anwendbar sein. Durch dieses innovative Konzept unterscheidet sich PH-LENS grundlegend von vielen derzeit laufenden Projekten zur „Flüchtlingsgesundheit“.

Gesendet von R. Samson in Forschung
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