Abt. Geschichtswissenschaft
Eine kuratorische Herausforderung: Bilder mit kolonialideologischem Gehalt ausstellen
Wie können wir Bildmaterial mit kolonialideologischen Inhalten ausstellen? Nachdem die inhaltlichen Recherchen weitgehend abgeschlossen sind, tauchen die Seminarteilnehmer*innen in die Praktiken der Ausstellungsgestaltung ein, die sogleich neue Probleme aufwerfen. Überlegungen über die Auswahl von Exponaten werfen die Frage auf: Dürfen wir überhaupt alles zeigen, was wir haben? Auch Bilder, die den kolonialen Diskurs miterzeugt haben? Können die intendierten Botschaften der Bilder gebrochen werden?
Bilder geben nicht die historische Realität – gleichermaßen dokumentarisch – wieder. Bilder waren wirkungsmächtige Kommunikationsmittel, um den Angehörigen in der Metropole ein idealisiertes Bild aus den Kolonien zu transportieren – aus Sicht der Kolonialmacht. Daraus ergeben sich für Ausstellungskontexte ethische und gestalterische Herausforderungen. Denn Objekte und Bilder aus kolonialen Kontexten laufen Gefahr, diffamierende Stereotype und Gewalt zu reproduzieren. Wie kann der koloniale Bias herausgefiltert werden?
Diskutiert wurde auch, wie und über welche Medien die Kolonialgeschichte heute in den ehemaligen Kolonien erinnert wird. Für den kritischen Umgang mit Postkarten klinkte sich Dr. Maren Jung-Diestelmeier (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten) per Zoom in die Diskussion ein. Als Ausstellungsmacherin stellte sie kuratorische Mittel vor, um mit rassistischen Vorstellungsbildern zu brechen und Besucher*innen zu befähigen, diffamierende Denkmuster zu decodieren. Eine Ausstellung müsse deshalb auch Wissen über die Gebrauchskontexte und die Überlieferungsgeschichte der Postkarten liefern. Schließlich können alternative Darstellungen künstlerisch dagegengesetzt werden.
Wie das Seminar mit dieser Herausforderung umgeht und welche Lösungen die einzelnen Gruppen entwickeln, wird ab dem 3. November im Preußenmuseum zu sehen sein.