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Porträt - Masayoshi Tsuchiya
Masayoshi Tsuchiya
Von Miriam Goupille
Lieber Masayoshi, woher kommst du genau?
Ich komme aus Tokio. Geboren bin ich auch da, aber ich habe für drei Jahre schon einmal in Deutschland gelebt. In der Nähe von Frankfurt, in Bad Homburg. Vom neunten bis elften Lebensjahr. Weil mein Vater aus Japan nach Deutschland versetzt worden ist. Deshalb wollte ich wieder zurückkommen.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Wegen meines Studiums bin ich aus Tokio nach Bielefeld gekommen und wohne seit September 2003 wieder in Deutschland.
Die Universität Bielefeld bot das an, was für mein Linguistik-Studium wichtig war. Außerdem gefiel mir die Nähe zu Düsseldorf, wo viele Japaner leben. Heute fahre ich allerdings nur selten nach Düsseldorf, weil ich mich in Bielefeld wohl fühle und gar nicht weg will. In Bielefeld lebe ich ganz zentral. Ich genieße die Ruhe der Stadt, die ich in Tokio nicht bekommen kann.
Gibt es etwas aus Japan, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Was ich immer wieder von Deutschland vermisse, wenn ich in Japan bin, sind die Brötchen. In Japan kostet ein Brötchen – wenn man überhaupt eins findet – einen Euro. Und ich genieße meine Wochenenden mit einem richtigen Brötchen-Frühstück. Und überhaupt: die deutsche Brotkultur!
Was ich dagegen aus Japan vermisse: Meine Familie, meine Verwandten, meine Freunde. Aber natürlich habe ich auch in Bielefeld Freunde gefunden, die immer hilfsbereit sind. Japan vermisse ich also nicht immerzu. Und hier gibt es genug zu tun für mich. So nette Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt im Moment. Oder das Oktoberfest, das ich in Bad Salzuflen besucht habe. Natürlich in Lederhose!
Gut finde ich auch die Nacht-Verkehrsnetze. Man kann sich das wohl kaum vorstellen, dass es das im riesigen Tokio nicht gibt. Ist aber so. Die Verkehrsmittel in Bielefeld finde ich wirklich ausgezeichnet.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich habe studiert. Bin auch in Italien gewesen während meines Bachelors. 6 Monate in Turin. Da habe ich Italienern Deutsch beigebracht, was alle gewundert hat. In Japan habe ich ein Jurastudium absolviert, bin also ein japanischer Jurist. Erst danach bin ich Linguist geworden mit dem Ziel der Sprachdidaktik. Jura hat mir gefallen. Aber als Beruf wollte ich nicht weiter in die Richtung gehen.
Die deutschen Kindheitserinnerungen haben mich stark beeindruckt: Fastnacht, Laternenzüge, die Sprache. Das alles hat mich so geprägt, dass die Ausrichtung auf Deutsch als Fremdsprache, das Fach, das ich im Bachelorstudium als Nebenfach abgeschlossen habe, und die Linguistik meine berufliche Zukunft bestimmen sollen. Das Erlernen von Fremdsprachen und der Sprach- und Dialektvergleich: das ist spannend für mich. Auch das, was man fühlt beim Wechsel von einer Sprache in die andere interessiert mich sehr. Die Macht, die die Sprache über den Menschen besitzt. Deshalb schreibe ich meine Masterarbeit auch über den Sprachkonflikt in Südtirol. Da ich in keine Schublade passe, niemand mich für eher deutsch oder eher italienisch hält, wird die Feldforschung dort besonders interessant.
Kannst du uns eine Anekdote aus deiner Arbeit am FSZ erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem passieren kann.
Ich spreche nicht Deutsch als Muttersprache. Da passiert manchmal was Ungewöhnliches. So habe ich einmal in einer landeskundlichen Lektionseinheit furchtbar mit fruchtbar verwechselt. Ich sprach über die vielen Leute in der U-Bahn. Wie viele sich da auf einmal bewegen in der Rush Hour. Und dass das eben fruchtbar sei. Da war es auf einmal ganz still in der Klasse – und ich wusste gar nicht, warum. Bis ein Student sich meldete und mich darauf aufmerksam machte: Du wolltest vielleicht nicht fruchtbar sagen, sondern furchtbar.
Man sieht: Sprachenlernen macht Spaß! Deshalb sollte jeder die Chance nutzen, eine Sprache zu lernen!