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Porträt Eliana Mastrantuono

Veröffentlicht am 3. Mai 2018, 15:57 Uhr
Nach einem Interview-Leitfaden von Miriam Goupille

Liebe Eliana, woher kommst du genau?

Ich komme aus Mailand. Wirklich mitten aus Mailand. Das von Mal zu Mal schöner wird, wann immer ich hinreise. Wir hatten vor einigen Jahren die Expo da, und man hat viel Geld in die Stadt investiert. Milano ist grün, es gibt viele Parks, trotz allem, was so geredet wird. Auch wenn es eine große Stadt ist, ist man schnell in der Natur.

Wie bist du nach Bielefeld gekommen?

Am  Anfang, es war vor zwei Jahren, war ich während meiner Doktorarbeit zu einem Besuch am CITEC. Ich habe in Spanien promoviert: Über Sprache und Perzeption von gehörlosen Jugendlichen. Bei diesem ersten Besuch in Bielefeld hatte ich eine schicksalhafte Begegnung. Ich habe nämlich meinen jetzigen Partner kennengelernt. Einen Italiener, der in Bielefeld lebt.

Gibt es etwas aus deiner Gegend/deinem Land, was du hier vermisst? Und/oder etwas, was du hier in Bielefeld schön findest?

Mir fehlt vieles aus Italien. Seit mehr als sechs Jahren lebe ich nicht mehr dort, und vor allem fehlt mir die Art und Weise, wie man dort zusammen mit Freunden lebt. Vielleicht liegt es nur an der gemeinsamen Muttersprache. Vielleicht aber auch nicht. Es scheint mir dort viel einfacher zu sein, mit anderen Menschen in einen vertrauten Kontakt zu kommen. Außer in Italien und Deutschland habe ich länger in England und Spanien gelebt. In Spanien ist man sofort sehr informell, aber es kommt nach meiner Erfahrung nicht zu intensiven, wirklich vertrauten Kontakten. In England war es das Gegenteil. Sehr formal alles am Anfang, aber dann entstehen tiefe Freundschaften. Mit den Deutschen habe ich noch nicht so viele Erfahrungen gemacht. Es ist ein gutes Jahr, dass ich hier lebe, und ich habe mich zuerst in meine neue Beziehung finden müssen, die beruflichen Angelegenheiten regeln, die Sprache lernen. Ich brauche noch Zeit und habe noch kein rechtes Bild von den Deutschen.

In Bielefeld gefällt mir, dass es so eingetaucht ins Grüne ist. Außerdem scheint mir hier alles in geordneten Bahnen zu verlaufen. Aber, wie gesagt, noch habe ich wenige Erfahrungen gesammelt.

Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?

In den letzten Jahren habe ich mich mehr der Forschung gewidmet. Davor aber habe ich Gehörlose unterrichtet, Italienischunterricht gegeben und auch Philosophie gelehrt. In der Philosophie habe ich mich mit Sprachphilosophie beschäftigt und mich auf Gebärdensprache spezialisiert.

Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.

Mit fällt gerade der Unterricht mit den Gehörlosen ein, und was mir in den Sinn kommt, ist gar nicht anekdotisch. Es sind doch oft sehr schwere Situationen. Ich denke an einen Jungen, der 15 war, als ich anfing, ihn für zwei Jahre zu unterrichten. Als Kind hörender Eltern hatte er gar keine Sprache gelernt, auch keine Gebärdensprache. Es fiel ihm so schwer, Gesten zu erinnern, und die Sprachlosigkeit brachte ihn in eine so traurige Isolation... Ich muss wirklich  nach etwas Komischem in meiner Erinnerung kramen.

Da fällt mir ein lustiger "Kulturschock" ein. Mit chinesischsprachigen Studenten hatten wir nach dem Unterricht einen chinesischen Restaurantbesuch geplant und davor einen italienischen Aperitiv. Die Studenten hatten das beste chinesische Lokal ausgesucht, ich die beste Mailänder Enothek. Nachdem wir einige erlesene und sündhaft teure Weine gekostet hatten, führten die Studenten mich in das Restaurant und wählten für mich aus, was an lukullischen Highlights auf keinen Fall zu verpassen war. Es startete mit dem Getränk. Ein ganz exquisiter Soja-Drink!

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