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Porträt Aileen Grothues

Veröffentlicht am 7. Juli 2014, 00:00 Uhr

Nach einem Interview-Leitfaden von Myriam Goupille.
Das Interview führte Susanne Hecht.

1. Liebe Aileen, woher kommst du genau?

Ich komme aus Devon in Südwest-England.

 2. Wie kamst du nach Bielefeld?

Natürlich durch einen Mann. Ich habe einen Bielefelder geheiratet. Das war 1968. Aber die wilde Zeit habe ich verpasst, weil ich eine Familie gegründet habe. Die erste Zeit in Bielefeld war schwierig, denn ich kam ganz ohne Deutschkenntnisse her. Englisch sprachen die Menschen in Deutschland damals so gut wie  noch gar nicht. In England hatte ich mit einem Französischstudium angefangen. An eine Fortsetzung war erst einmal nicht zu denken. Hier in Bielefeld habe ich dann von 1973-1978 ein Lehramtsstudium Englisch, Musik und DaF, damals ein ganz neuer Studiengang, für die Sekundarstufe I absolviert.

3. Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?

Ich vermisse das Lachen. In England habe ich viel mehr gelacht. Der englische Humor fehlt mir. Der ist völlig anders als der Deutsche. Außerdem vermisse ich das Meer. Ich bin am Meer groß geworden. Die Möwen. Ihre Laute, das Geräusch des Meeres. Wenn ich Möwen höre, werde ich ganz nostalgisch.

Etwas, das ich in Deutschland zu schätzen gelernt habe, ist die Toleranz für regionale Akzente oder Aussprachen. – In England war das damals nicht der Fall, als ich dort aufgewachsen bin. Meine Eltern siedelten mit mir von Nordengland in ein südenglisches Dorf und sprachen anders – und zwar mit einem „north-country“  Akzent, für den sie häufig belächelt wurden. Das hängt zusammen mit dem ausgeprägten Klassensystem in England.  Erfreulicherweise ändert sich das heute langsam.

In Bielefeld gefällt mir das große Kulturangebot. Ich mag zum Beispiel das Theater, die Philharmonie, die Kunsthalle. In England ist die Kultur auf einige wenige Großstädte konzentriert. Die Provinz bietet da eher wenig.

Mittlerweile fühle ich mich eingedeutscht und auch zufrieden. Es gefällt mir, in Europa zu leben und nicht mehr einer Inselpolitik unterworfen zu sein, die sich nicht als ein Teil Europas versteht.

4. Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?

Ganz am Anfang, als ich hier war, habe ich als Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch gearbeitet. Danach war ich Lehrerin an verschiedenen Bielefelder Schulen.

5. Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.

Also, ich hatte mal einen sehr schweigsamen japanischen Studenten im Kurs. Er war sehr motiviert, aber, wie kann man das sagen, sehr zurückhaltend im Unterricht. Einmal sollte er etwas über seine Heimat Japan sagen. Nach langer Überlegung waren seine Worte: "Japan is silence." Ich war erstaunt und dachte: „Wie philosophisch!“  Aber dann korrigierte er - ganz ungrammatikalisch: "Japan is islands".

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