Fachsprachenzentrum BLOG
Porträt Stanislao Macarone Palmieri
Interview mit Stanislao Macarone Palmieri, Italienischlehrer
Geführt von Susanne Hecht nach einem Interview-Leitfaden von Miriam Goupille
Stanislao, caro, woher kommst du genau?
Geboren und aufgewachsen bin ich in Piano di Sorrento, einer wunderschönen Stadt in der Provinz Neapel. Bis 2015 habe ich da gewohnt. Seitdem bin ich unterwegs. War 6 Monate in München in einer Sprachschule tätig, in Basel in der Schweiz auch zum Deutsch-Perfektionieren. Aber das war die falsche Stadt. Das falsche Land. Schwitzerdütsch geht anders als Deutsch. Hat aber trotzdem Spaß gemacht. Seit 2021 bin ich nun in Lindau am Bodensee.
Wie und wann bist du nach Bielefeld gekommen?
Ich war niemals in meinem Leben in Bielefeld. Eigentlich hatte ich mich 2020 auf eine Stelle an der Universität beworben. Wegen Corona gab es aber gar nichts, und ich habe stattdessen eine Stelle an einer Sprachschule in Lindau angenommen. Dann erreichte mich 2022 eine E-Mail vom FSZ Bielefeld, ob ich an einem Lehrauftrag interessiert wäre. Und so unterrichte ich jetzt per Zoom in Bielefeld.
Gibt es etwas aus Italien, was du in Deutschland vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland besonders schön findest?
Das Essen erstmal. Meine Familie zweitens. Und auch die allgemeine Mentalität oder wie man hier arbeitet. In Italien ist das ein bisschen spontaner. Es wird nicht alles geplant. Hier zum Beispiel, wenn ich sonntags einkaufen will, dann kann ich das nicht. Das ist wirklich anders.
Wenn es um die Arbeit geht, gefällt mir, dass in Deutschland alles organisiert wird. Dir wird gesagt, was du machen musst. Es gibt keine Überraschungen. Das gefällt mir sehr gut. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren gut.
Und am Bodensee gefällt mir natürlich der See. Im Sommer schwimmst du im See und siehst den Schnee auf den Alpen. Das ist wirklich traumhaft. In 10 Minuten bin ich in Österreich und in 20 Minuten bin ich in der Schweiz. Das finde ich auch wirklich gut. Die Sprachunterschiede sind sehr deutlich. Und Vorarlberg, zum Beispiel, ist viel grüner als Lindau. Und in der Schweiz merkst du den Unterschied zudem klar in den Preisen. Aber die Schweiz ist auch wunderschön.
Ich wandere sehr gerne. Bin sehr gern in der Natur. Auch allein. Ich laufe ohne Musik, ohne Kopfhörer. Wenn ich in der Natur bin, möchte ich die Natur anhören. Sonst nichts. Bei Gelegenheit mache ich auch gern ein bisschen Gymnastik und Kraftübungen in der Natur. Wenn ich alleine bin, denn ich bin da etwas schüchtern und mag nicht, wenn mich jemand beobachten kann. In Italien mache ich das nicht im Freien, sondern im Fitness-Studio. In Italien habe ich weniger Zeit für mich selbst. In Deutschland habe ich keine Familie und nicht so viele Freunde. Da hab ich mehr Möglichkeiten, draußen für mich allein zu sein.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich hab schon immer unterrichtet. Nach meinem Übersetzungsstudium in Deutsch und Englisch in Neapel an der Orientale habe ich angefangen, an der Otto Friedrich-Universität in Bamberg Italienisch zu unterrichten. Das war 2015. Dann Italienisch und Deutsch in einer Sprachschule in München. Online habe ich zudem an einer privaten Sprachschule in Berlin unterrichtet.
Nach dem Studium habe ich recht schnell verstanden, dass ich lieber in Kontakt mit Menschen bin als einsam am Schreibtisch zu übersetzen. Ich finde es auch schön, Botschafter meines Landes zu sein. Ich bin stolz darauf, dass ich aus Neapel komme. Ich finde meine Stadt wunderschön, und ich nutze die Erfahrung meiner Herkunft auch für den Unterricht.
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studis oder über Sprachkontakte erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.
Ich hatte in München Italienisch unterrichtet, und in einem privaten Kurs hatte ich zwei sehr alte Damen, die gut Italienisch sprachen. Wir haben viel miteinander gelacht und über alles Mögliche gesprochen. Ich habe die Familien der beiden kennengelernt, sie besucht. Es war nur ein Italienischkurs, aber am Ende wurde ich wie ein Enkelkind bei ihnen und ihren Familien aufgenommen. Das war schön.