[Erziehungswissenschaft] Aktuell
Neue Gastprofessur „Interdisziplinäre Antisemitismus- und Rassismuskritik“ im Wintersemester 2025/2026 an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld
Antisemitismus und Rassismus werden auf begrifflicher und phänomenaler Ebene zumeist getrennt behandelt. Beide ideologische Praktiken der sozialen und gesellschaftlichen Unterscheidung sind zugleich durch starke inhaltliche Nähe sowie ihre genealogische und empirische Verwandtschaft verbunden. Beide lassen sich als Herrschaftspraktiken verstehen, die auf Vorstellungen von „Rassen“ basieren und mit dem Mittel der Dehumanisierung agieren. Sie reproduzieren dabei nicht nur existierende Strukturen der Ungleichwertigkeit, sondern erzeugen diese auch aktiv. Antisemitismus und Rassismus verbindet, dass sie als Sinnstrukturen zur Verfügung stehen, die gesellschaftliche Ordnungen ebenso legitimieren wie mikrosoziale Prozesse der Aus- und Abgrenzung. Diese fundamentale generative Funktion sowohl des Rassismus als auch des Antisemitismus verweist auf die Bedeutsamkeit der kritischen Auseinandersetzung mit beiden Herrschaftsformen.
Die neu eingerichtete Gastprofessur „Interdisziplinäre Antisemitismus- und Rassismuskritik“ soll hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.
Die heute aktuelle Frage nach dem Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus ist dabei nicht allein – was immer dies heißen mag – eine akademisch nüchterne Frage, sondern auch eine durch erkenntnis- und identitätspolitische Interessen vermittelte Frage. Dies erschwert die Analyse häufig und belädt die Auseinandersetzungen affektiv-emotional. Nicht zuletzt nach dem 7. Oktober, den politischen Diskursen und Entwicklungen der jüngeren Zeit, ist die Schwierigkeit, behutsam, selbstkritisch und differenziert etwa über das Verhältnis von Antisemitismus und Praktiken des antimuslimischen Rassismus zu sprechen, besonders deutlich geworden. Die Gastprofessur soll nicht nur einen Beitrag zur Aufklärung dieser Affektdynamiken leisten, sondern auch zur Analyse der Bedingungen der Möglichkeit einer wissenschaftlichen und nicht zuletzt politischen Auseinandersetzung beitragen, die der Genese, Multiperspektivität und Widersprüchlichkeit des Verhältnisses von Antisemitismus und Rassismus als diskursiven Topoi, theoretischen Begriffen und empirischen Phänomenen gerecht wird.
Wir freuen uns außerordentlich, im Wintersemester 2025/2026 Dr. Sina Arnold vom Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) und dem Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) an der Technischen Universität Berlin für die erstmalige Besetzung der Gastprofessur gewonnen zu haben.
Termine im Wintersemester 2025/2026
- Hochschulweiter Vortrag am 5. November 2025, 16 Uhr: Antisemitismus und Rassismus: Konzeptionelle Überlegungen für eine integrierte Forschung
- Vortrag an der Fakultät für Erziehungswissenschaft am 3. Dezember 2025, 16 Uhr: „Yours in Struggle“: Antisemitismus, Rassismus und Solidarität in der US-Frauenbewegung der 1980er
- Seminar im Masterstudiengang Erziehungswissenschaft: Antisemitismus und Rassismus: historisch-konzeptionelle Differenzen und Gemeinsamkeiten (mittwochs, 12-16 Uhr, 14-tägig ab 22.10.2025 in U2-228; https://ekvv.uni-bielefeld.de/kvv_publ/publ/vd?id=590138183)
Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Prof. Dr. Ullrich Bauer, Prof. Dr. Paul Mecheril, Dr. Saskia Müller, Prof. Dr. Saphira Shure