Center for Uncertainty Studies Blog
CeUS Pressespiegel #23: Klima, Krisen, Kipppunkte
Herzlich willkommen zur 23. Ausgabe des CeUS Pressespiegels!
In diesem Format stelle ich spannende Artikel aus dem deutschsprachigen Journalismus rund um Unsicherheit, Ungewissheit und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen zusammen. In dieser Woche geht es mit einem internationalen Fokus u. a. um Trockenheit in Teheran, die Folgen der Klimakrise am Amazonas und die möglicherweise weitreichenden Folgen der Feuer in Kalifornien.
Die Gewalt des Krieges Russlands gegen die Ukraine strahlt weit über die eigentlichen Kampfhandlungen hinaus – in »Der Krieg führt zu mehr häuslicher Gewalt« (NZZ, 05.12.2025) begleiten die Autor:innen eine Ukrainerin, die seit 2022 von ihrem Mann geschlagen wurde. Viele Betroffene häuslicher Gewalt, von denen nicht wenige Binnenflüchtlinge sind, melden sich aus Unsicherheit nicht. Zusätzlich dazu sind Anlaufstellen in der Ukraine rar gesät.
In der iranischen Hauptstadt Teheran kommt es unterdessen zunehmend zu einer drastischen Wasserknappheit durch Missmanagement der Regierung, Bevölkerungswachstum und überbordende Landwirtschaft (»Teheran droht der ›Tag null‹«, Die Zeit, 02.12.2025). Der Umgang des lokalen Regimes mit der Krise löst zusätzliche Unsicherheit aus: Immer wieder ist die Rede von einer Evakuierung der Stadt. Angesichts einer Bevölkerung von etwa 15 Millionen Menschen erscheint dies allerdings utopisch.
Probleme mit Trockenheit gibt es angesichts von Abholzung und Klimawandel auch im Amazonas-Regenwald, der zwischen 80 und 123 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichert. »Wenn die Wolkenmaschine stockt« (taz, 19.11.2025) beschreibt die Schwierigkeiten der Wissenschaft, das riesige, unzugängliche Gebiet in Südamerika zu beforschen und auch die Ängste, dass es schon bald zu einem Kippen des Ökosystems kommen könnte.
Etwas weiter nördlich, nämlich in Kalifornien, bahnt sich laut »Vom Feuersturm zur Finanzkrise« (Die Zeit, 21.11.2025) unterdessen eine weitere Gefahr an. Brände bedrohen zunehmend die Immobilien in der für sich genommen viertgrößten Volkswirtschaft der Erde – und die Menschen sind ungenügend abgesichert. Expert:innen befürchten einen von Kalifornien ausgehenden Kollaps des Finanzsystems. Mit der angeblichen Unversicherbarkeit in Zeiten allgegenwärtiger Naturkatastrophen, die von der Versicherungsbranche beschworen wird, kommt hier auch das risikobasierte Denken selbst an seine Grenzen.
Nach so viel Unsicherheit und Katastrophe auf internationalem Level macht »Wie ich lernte, ohne Angst zu lieben« (SZ, 12.12.2025) Mut. Dorothea Wagner ist überzeugt, dass sich Vertrauen und Lockerlassen in der Liebe lernen lassen. Sie blickt auf prägende Momente in ihrem Leben zurück und findet Wege, ihren Bedürfnissen näher zu kommen.
Zum Schluss sei Ihnen noch die neue deutsche Literaturgeschichte der Gegenwart von Steffen Martus (vielleicht als Feiertagslektüre?) empfohlen. »Erzählte Welt. Eine Literaturgeschichte der Gegenwart, 1989 bis heute« wird auch in der taz (»In postheroischer Gesellschaft«, 22.11.2025) als vielschichtiges und unverbrämtes Buch über die Literatur einer zunehmend unsicherheitsbewussten Zeit angepriesen.
Haben Sie schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Adrian Strothotte