Center for Uncertainty Studies Blog
CeUS Pressespiegel #20: Drohnen, Drohungen und Dramatik
Herzlich willkommen zur 20. Ausgabe des CeUS Pressespiegels!
In diesem Format stelle ich spannende Artikel aus dem deutschsprachigen Journalismus rund um Unsicherheit, Ungewissheit und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen zusammen. Diese Woche geht es unter anderem um die Drohnenflüge über europäischer Infrastruktur, das Gefühl der Nostalgie und die Dramatik Ödön von Horváths.
Die Drohnensichtungen an europäischen Flughäfen und infrastrukturellen Knotenpunkten halten die Presse aktuell in Atem. In „Es bleibt ein Gefühl der Unsicherheit" (SZ, 06.10.2025) kommentiert Markus Balser die Störungen am Münchner Flughafen, unweit dessen aktuell auch das Oktoberfest stattfindet. Der Autor moniert das Fehlen von Früherkennungssystemen und sieht das Ziel der Störungen in der Verunsicherung der Menschen.
Passend dazu interviewt Die Zeit die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann (in „Unser Gehirn antwortet stark auf das Freund-Feind-Schema", 30.09.2025) – auch sie stellt fest: Wir befinden uns in einer Zeit zunehmender Unsicherheit. Assmann betont dabei auch die Grenzen des aktuell vielerorts verhandelten Konzepts der Sicherheit. Für sie stellt es im Ansatz eine Individualisierung, die „egoistische Version" umfassender, gesellschaftlicher Perspektiven dar, die aktuell fehlen. Chancen hingegen liegen für die Forscherin in der Allianz europäischer Staaten und der gemeinsamen Übernahme von Verantwortung.
Valentin Groebner geht in der FAZ („Sehnsucht nach der guten alten Zeit", 06.10.2025) der Nostalgie auf den Grund und rezensiert das neue Buch der Historikerin Agnes Arnold-Forster. Ihre Geschichte der Nostalgie zeige, dass schon seit über hundert Jahren die Erklärung für Nostalgie in Popkultur und Politik immer die gleiche ist: „Man lebe in Zeiten noch nie da gewesener Unsicherheiten und Krisenerfahrungen, deswegen der Rückgriff auf früher." Gleichzeitig könne diese Erklärung aufgrund ihres Alters selbst nostalgisch werden.
Die aktuelle Unsicherheit an vielen deutschen Hochschulen macht Der Spiegel in „Diese Studiengänge sind bedroht" (04.10.2025) zum Thema. Durch die Kürzungen der Länder sind zahlreiche Studiengänge wie der Master of Political Science an der Universität Köln oder der Schwerpunkt „Kunst Afrikas" an der FU Berlin bedroht. Außerdem könnten zahlreiche Professuren wegfallen und Hochschulangebote gestrichen werden. Erst der Herbst wird hier vermutlich unangenehme Sicherheiten bringen.
Angesichts aktueller Unsicherheitsgefühle lohnt die Rückschau auf das Werk des Dramatikers Ödön von Horváth, dessen Figuren notgedrungen durch die selbst- und fremdgemachte Undurchsichtigkeit des Lebens navigieren. Am Münchner Residenztheater gibt es momentan eine Inszenierung seines Stücks „Kasimir und Karoline" zu sehen, die der FAZ als „düster-kühler Triumph" erscheint („In ihrer Beklemmung frei", 29.09.2025). „Kasimir und Karoline" spielt auf dem Münchner Oktoberfest des Jahres 1929 – mitten in der Weltwirtschaftskrise.
Kommen Sie sicher durch die Woche!
Adrian Strothotte