Center for Uncertainty Studies Blog
CeUS Pressespiegel #17: Colbert, der Wels und die Unsicherheit
Herzlich willkommen zur 17. Ausgabe des CeUS-Pressespiegels!
In diesem Format stelle ich spannende Artikel aus dem deutschsprachigen Journalismus rund um Unsicherheit, Ungewissheit und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen zusammen. Meinen derzeitigen Aufenthalt in Washington, D.C. nutze ich auch für einen Fokus auf aktuelle Entwicklungen in den USA.
Late-Night-Shows sind wohl für viele Amerikaner:innen einer der zentralen Modi, um mit politischer Unsicherheit umzugehen. Nun hat der Sender CBS nach einer Klage der Trump-Administration die Sendung des populären Moderators Stephen Colbert abgesetzt. Dirk Peitz (Die ZEIT, "Und bald vergeht auch das Lachen", 18.07.2025) wertet das Ende der Show ebenso wie viele Fans (New York Times, "Fans React to Colbert 'Late Show' Cancellation With Puzzlement and Anger", 17.07.2025) auch symbolisch – Colbert ist einer der prominentesten Trump-Kritiker.
Dass sich durch Lachen ungewisse Zeiten einfacher ertragen lassen, zeigt auch eine Geschichte von der anderen Seite des großen Teiches. In "Die Angst vor dem dritten Welskrieg" (Die ZEIT, 05.07.2025) geht Nils Markwardt der "shakespeareschen Qualität" der Ereignisse am Brombachsee auf den Grund. Unterdessen haben die neueren Ermittlungen den Stand des Artikels bereits überholt – der Wels kam nicht durch eine Kugel der Polizei, sondern durch lokale Angler ums Leben.
Ebenfalls in der ZEIT gibt Olga Herschel Tipps dazu, "Wie man lernt, die Unsicherheit zu umarmen" (24.06.2025). Interessant: Sich noch mehr Unsicherheit auszusetzen, könne die Toleranz für Unsicherheit steigern und sie so erträglicher machen. Vielleicht empfiehlt sich diesen Sommer also ein Besuch am Badesee in Mittelfranken.
In der FAZ ("Die sozialen Folgen von KI und Plattformen gehören untersucht!", 13.07.2025) fordert der Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger angesichts der Dominanz der USA und Chinas bei KI nicht nur europäische Innovationen, sondern auch eine detaillierte Erforschung der sozialen Folgen. Dabei sollte gerade eine Kombination und Verschmelzung von Sozial- und Technikwissenschaften dazu beitragen, alte Denkmuster zu durchbrechen und mit Technik verbundene Unsicherheiten besser zu bearbeiten.
Auch in vielen anderen Themenbereichen scheint die amerikanische Unberechenbarkeit eine Verlagerung der Aufmerksamkeit auf Europa herbeizuführen. In der NZZ meint Marco Seliger: "Wir können von Ostdeutschland lernen" und zieht eine Parallele aktueller Krisenphänomene mit der Situation der DDR 1990. Mit der Erfahrung von Kontrollverlust und Unsicherheit umzugehen, hätten die DDR-Bürger:innen vor 35 Jahren schmerzhaft lernen müssen.
Die Medienempfehlung kommt in dieser Ausgabe mit "Die komplizierte Politik des Tanzens" vom Spiegel. Andreas Borcholte empfiehlt das Debütalbum "Beside Myself" der US-palästinensischen Künstlerin DJ Haram. Ihr gelinge es, das Leid in Nahost musikalisch zu bearbeiten, statt nur mit Solidaritätsbekundungen und Slogans um sich zu werfen.
Haben Sie ein schönes Wochenende!
Adrian Strothotte