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Digitale Medizin

Auf den Spuren der europäischen Astronautenausbildung

Veröffentlicht am 25. März 2024, 14:30 Uhr



Der Medizinstudent und studentische Hilfskraft der AG 4 Digitale Medizin, Lukas Rieländer, folgte am 22. März 2024 der Einladung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zum Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln. Hintergrund war Lukas Teilnahme als „Citizen Scientist“ an einer Großstudie der ESA, die untersucht, welche Auswirkungen Weltraumstrahlung auf die unterschiedlichen Geschlechter hat. Das Studienergebnis hat eine große Relevanz für die Auswahl und den Schutz der Crews für zukünftige Missionen zum Mond und Mars. Lukas Aufgabe bestand darin, aus einem Pool von mehr als 10.000 Artikeln und Abstracts alle für die Studie relevanten Artikel herauszufiltern. Als Dankeschön für die Projektmitarbeit wurde eine sechsstündige Führung über das Gelände ermöglicht. 

Die Führung startete mit dem sogenannten „:envihab“ – dem weltweit führenden Forschungszentrum für Weltraummedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Innerhalb des Zentrums wird beispielsweise an der Zukunftsfrage geforscht, wie sich ein menschlicher Körper auf dem Weg zum Mars verhält. Zudem finden hier sogenannte Bettruhestudien statt, bei denen an freiwilligen Probanden untersucht wird, wie sich eine dauerhafte Kopftieflage gemeinsam mit mehrwöchiger Bettruhe auf den Organismus auswirkt. Während der Kopftieflage kommt es zu einer Verlagerung des Blutvolumens in den oberen Teil des Körpers – vergleichbar mit der Auswirkung von Schwerelosigkeit auf Astronauten. So können Gegenmaßnahmen erforscht werden, um diese Volumenschiebung zu verhindern oder abzuschwächen. Das gesamte Institut konnte begutachtet werden, hierzu zählte beispielsweise auch die moderne Versuchszentrifuge. Ein besonderes Highlight war die Ausstellung eines Torsos, welcher während der Artemis 1 Mission zum Mond die Strahlung innerhalb der Raumkapsel gemessen hat („MARE“-Experiment). 

Nach dem Besuch im :envihab wurde in das benachbarte Gebäude gewechselt: das Europäische Astronautenzentrum kurz EAC. Hier begann das Programm mit der Präsentation über die Astronautenausbildung – gehalten von der Astronautentrainerin Livia Savioli. Anschließend gab es die Möglichkeit, Fragen über die spannende Ausbildung der Astronautenklasse zu stellen. Im Anschluss blieb etwas mehr Zeit für eine persönliche Vorstellung aller eingeladenen Studienteilnehmer, da parallel die europäischen Astronautenkandidaten ein Training absolviert hatten und somit die Führung noch nicht beginnen konnte. Dies war sehr interessant, da jeder Teilnehmende einen anderen akademischen Hintergrund aufzuweisen hatte, so waren Ärzte anwesend, aber auch Studierende aus dem Bereich der Pharmazie, Molekularmedizin und Astrophysik anwesend – zudem war die Gruppe auch in Hinblick auf die Nationalitäten bunt gemischt. Neben Teilnehmenden aus Deutschland waren außerdem Polen, Frankreich, Portugal, Spanien, Norwegen, Schweden, Österreich, UK und Finnland in der Gruppe vertreten. Nach dieser Vorstellungsrunde wurde ein kurzer Zwischenstand der Großstudie präsentiert. Das Zwischenfazit lautete „Alles läuft nach (Zeit-)Plan“. 

Dann startete das eigentliche Tageshighlight: die Führung durch die Trainingsstätten des EAC. Die Führung wurde geleitet von Anna Fogtman – Radiation Protection Operations Lead der ESA. Am Anfang wurde die Eingangshalle des Zentrums präsentiert, wo über einen großen Monitor der Livestream von der Internationalen Raumstation (ISS) verfolgt werden konnte. Weiter ging es vorbei am großen Wasserbecken des Zentrums. Hier finden Tauchtrainings der Astronautenkandidaten statt, um sie an das Gefühl der Schwerelosigkeit und an die Arbeit bei Außeneinsätzen zu Reparaturen (EVA) an der ISS zu gewöhnen. Das Becken ist so groß, dass der originalgetreue Nachbau des Europäischen Forschungsmoduls der ISS (Columbus) komplett in dem Becken versenkt werden kann, um dann unter Wasser daran zu trainieren. Im weiteren Verlauf wurde dann durch die große Halle des EAC geführt, in dem sich die Nachbauten des europäischen „Columbus“-Moduls, des russischen „Swesda“-Moduls, sowie des Raumfrachttransporters „ATV“ befinden. Hier gab es die Möglichkeit, alle Module von innen zu besichtigen und ausreichend Fotos zu schießen. Zudem wurden alle möglichen Fragen rund um die Raumfahrt beantwortet und auch zwischen den Teilnehmenden gab es genug Raum für Fachgespräche. 

Abgerundet wurde der einmalige Tag durch eine weitere spontane Einladung – die ESA veranstaltet jeden Freitag ein kleines Get together mit Getränken und Snacks. Aber auch hier wurde es nochmal spannend, als das geschulte Auge zwischen den Teilnehmern tatsächlich zwei ESA-Astronauten der aktuellen Ausbildungsklasse erkannt hatte: Pablo Alvarez Fernandez aus Spanien und Rosemary Coogan aus England. Selbstverständlich blieb auch hier kurz Zeit für Erinnerungsfotos gemeinsam mit den sehr sympathischen Astronauten. Nach sechs Stunden neigte sich der Tag dann dem Ende zu. Alle Teilnehmenden waren sehr begeistert über diese einmalige Möglichkeit, dem Astronautentraining so nah zu kommen.

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