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Rückblick: Désirée Kleineberg (A06) im Tübinger Oberseminar zu Gast
Am 10. Juli 2025 stellte Désirée Kleineberg Teile ihrer Forschung fürs Projekt A06 im Rahmen des Oberseminars „Aktuelle Themen der romanischen Sprachwissenschaft“ an der Universität Tübingen vor. In ihrem Vortrag zum „Schicksal gescheiterter Kreativität“ präsentierte sie eine diachrone Korpusstudie der französischen Verbalperiphrase in ihrer Entwicklung zwischen dem 17. und 21. Jahrhundert. Im Zentrum des Vortrags stand die Frage, welche sprachlichen Veränderungen diese periphrastische Konstruktion durchgemacht hat. Nachdem sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts plötzlich fast vollständig aus dem Sprachgebrauch verschwunden war, stellte sie ein Beispiel für langfristig nichterfolgreiche Kreativität dar. Ihre Analysen zeigten jedoch, dass die Konstruktion in einer „grammatischen Nische“ überlebt und für neue, wiederum kreative Ausdrucksmöglichkeiten der Verlaufsform Platz gemacht hat.
Im Anschluss ans Kolloquium hatte Désirée die Möglichkeit, am Tübinger Workshop „Correspondances familières francophones (XVIIe–XXe siècles)“ teilzunehmen. Die Beiträge in der von Rembert Eufe, Katharina Fezer und Inga Hennecke (Romanisches Seminar, Center for Francophone Worlds) organisierten Veranstaltung demonstrierten eindrucksvoll die Wichtigkeit von bisher oftmals wenig beachteten Quellen für die historische Sprachwissenschaft und deren Variabilität zwischen konventionalisierten und kreativen Schreibpraktiken in französischen Privatkorrespondenzen aus dem 17.-20. Jahrhundert.
© Désirée Kleineberg